Wie man 16 Politiker-Interviews in kürzester Zeit produziert, Schüler zu Redakteuren ausbildet und warum der Schnittplatz auch ein Klassenzimmer ist. Ein Projekt über Demokratie, DaVinci Resolve und Cross-Media-Produktion.

Zur Kommunalwahl 2025 in Essen haben wir uns eine Mammut-Aufgabe gestellt: 16 Video-Interviews mit den Kandidatinnen und Kandidaten für den Rat und das Oberbürgermeisteramt. Das Ziel: Keine Floskeln, sondern Antworten auf Fragen, die junge Menschen wirklich interessieren – von der Digitalisierung an Schulen bis zur Sicherheit im Nachtleben.

Vorbereitung: Vom Schüler zum Redakteur Bevor die erste Kamera lief, war ich als Redaktionsleiter gefordert. Gemeinsam mit Praktikanten (17–19 Jahre), der Jungen Presse e.V. und dem AKJ Essen haben wir die Themen recherchiert und harte Fragen entwickelt. Gleichzeitig mussten die Jugendlichen technisch fit gemacht werden. In Workshops („How to Camera“) habe ich vermittelt, wie man sich im professionellen Studio bewegt, wie man interviewt und wie man dabei die Technik im Griff behält.

Der Workflow: Das „Studio-Fließband“ Der Zeitplan war eng. Um 16 Interviews rechtzeitig vor dem Wahltermin am 14. September fertigzustellen, haben wir wie eine professionelle Nachrichtenredaktion gearbeitet:

  • Das Setup: Ich habe das Studio im Medienzentrum Ruhr vorab technisch eingerichtet (Licht, Ton, Blackscreen), damit die Jugendlichen sich auf den Inhalt konzentrieren konnten.
  • Crashkurs DaVinci Resolve: Die Jugendlichen wollten nicht nur fragen, sondern auch schneiden. Ich habe ihnen gezeigt, wie man Marker setzt, Kernthesen identifiziert und Material vorsortiert.
  • Echtzeit-Produktion: Während Gruppe A noch im Studio den OB-Kandidaten interviewte, saß Gruppe B schon am Rechner und schnitt unter meiner Anleitung das Material von Gruppe C.

Cross-Media: Podcast & Design Ein Video-Interview allein reicht heute nicht. Wir haben die Anwesenheit der Politiker genutzt, um direkt im Anschluss einen Podcast aufzunehmen. Auch hier lag der Fokus auf „Empowerment“:

  • Audio-Schnitt: Den Großteil des Schnitts übernahmen die Jugendlichen, ich kümmerte mich nur um den Feinschnitt und das Audio-Mastering.
  • Grafik: Die Cover für den Podcast erstellten die Schüler eigenständig in Canva, nachdem ich sie in Design-Grundlagen gecoacht hatte.

Mentoring & Qualitätsmanagement In der heißen Phase der Postproduktion unterstützte mich eine neue Bundesfreiwilligendienstleistende. Meine Aufgabe war hier das Supervising: Wie erkennt man die journalistische Kernaussage? Wo muss der Schnitt sitzen, damit der Flow stimmt? Durch diese Arbeitsteilung konnten wir die enorme Menge an Material bewältigen, ohne dass die Qualität litt.

Das Ergebnis Eine Playlist mit 16 tiefgehenden Interviews und eine Podcast-Reihe, die jungen Wählerinnen und Wählern eine echte Entscheidungshilfe boten. Für die beteiligten Jugendlichen war es mehr als ein Projekt: Sie haben gelernt, dass Demokratie Arbeit ist – und Medienproduktion ein Handwerk, das Präzision erfordert.